Luke &&& Sadie

Wiedermal verbrachte ich meine Zeit bei Persephone. Dieses ganze Tussengehabe kotzte mich schon wieder so an, dass ich meine Ruhe brauchte. Ruhe, die ich immer bei meiner Stute suchte. Ruhe, die ich auch nur hier bekam. Ruhe, die soeben gestört wurde.
Ich trat aus der Box, um in meiner Tasche nach einer Karotte zu suchen, die ich in der Kantine mitgenommen hatte, als ich aus dem Augenwinkeln eine Person erkannte. Luke Anderson, eine Stufe unter mir. Er war einmal sitzen geblieben, ansonsten wären wir in derselben Klasse, wie wir es letztes Jahr waren. Ein Schmunzeln trat auf meine Lippen, als ich mich aufrichtete. "Was hast du nun wieder angestellt, dass du hier auftauchst?", fragte ich belustigt und begab mich mit der Karotte in der Hand zurück in die Box, um der Araberstute besagtes Gemüse zu überreichen. "Hätte nie erwartet, deine Wenigkeit im Stall anzutreffen", sagte ich, als ich meinem Pferd auf den Hals klopfte.

Ich lachte leise, als Luke begann, zu erklären, warum er hier war. "Ich hatte auch nichts anderes erwartet, Anderson", zog die eine Augenbraue empor. "Nun, mich trifft man hier des Öfteren an, wie du vielleicht weißt." Dankend nahm ich die Zigarette an und aus meiner Hosentasche kramte ich ein Feuerzeug, ehe ich hüfteschwingend nach draußen ging. "Du glaubst ja wohl nicht, dass ich dich hier drin rauchen lasse, oder?", sagte ich, skeptisch zu ihm schauend. Mit meiner Hand bedeutete ich ihm, zu mir zu kommen. Es wäre nicht ratsam in einem Stall zu rauchen, in dem alles mit Heu ausgelegt war, und noch dazu standen hier Tiere herum, für die es sicherlich nicht von Vorteil wäre, wenn man sie zuqualmte.
Ich umschloss den Filter der Zigarette mit meinen Lippen und zündete sie an, worauf ich gleich einen tiefen Zug nahm. Der Rauch ströhmte in meine Lungen, bevor ich ihn wieder ausstieß. Meine Finger griffen sich die Zigarette, die andere Hand hielt Anderson das Feuerzeug hin. "Was musst du alles machen?", hakte ich nach, immer noch schwang ein belustigter Unterton in meiner Stimme mit. Es war nun mal mehr als lustig, dass gerade Anderson dazu verdonnert wurde, im Stall zu helfen. Er war wohl einer der Menschen, von denen ich wusste, dass sie Arbeit hassten, sofern sie mit Ausmisten zu tun hatten. Klat, ich konnte es ihm wohl kaum verdenken, schließlich war nicht jeder so wie ich.

Mit einem Schulterzucken antwortete ich mit einem "man muss nicht alles verstehen" und ging nach draußen. Dass Anderson gleich darauf folgte, beruhigte mich. Ich hatte keine Lust, dass später der Stall abbrannte und ich möglicherweise noch damit in Verbindung gebracht werden konnte. "Zwei Wochen, schlimm, was?", ich schmunzelte, "nun, vermutlich helfe ich dir nachher, dann kannst du früher gehen - und bilde dir ja nichts darauf ein!" Drohend blickte ich ihn an. Selbst ich konnte ab und an hilfsbereit sein und da ich sowieso vorhatte, noch etwas im Stall zu helfen, bot sich das gerade zu an. Ich verschränkte einen Arm unter meiner Brust und stützte den Ellenbogen des anderen Armes darauf. Ein weiterer Zug an der Zigarette folgte. "Pferde sind gar nicht so scheiße, wie du denkst", bemerkte ich und blickte Anderson von der Seite aus an.

Anderson erwiderte nichts auf meine Aussage, dass man nicht alles verstehen musste. Er nickte auch nur, als ich meinte, dass zwei Wochen so schlimm wären - zwar war es nur eine sarkastische Bemerkung gewesen, aber er hatte es wohl anders aufgefasst. Und als ich meine Hilfe anbot, kam ein "ist gut" und ein Nicken von ihm. "Du kannst mich mal", grinste ich, zog ein letztes Mal an der Zigarette, ehe ich sie auf den Boden schmiss und mit der Schuhspitze ausdrückte, und drehte mich auf den Absatz um, um zurück in den Reitstall zu laufen, dabei legte ich etwas mehr Schwung in meine Hüften als nötig. Ich griff mir eine Mistgabel und ging in eine der Boxen. Die meisten Pferde standen gerade draußen auf dem Paddok, da es wahrlich nicht kalt war, somit ein angenehmes Klima für die Vierbeiner herrschte. Eine der Schubkarren hatte ich zuvor schon vor der Box plaziert, so musste ich nicht immer durch den ganzen Stall rennen. Ich begann, auszumisten. "Anderson, wie wäre es, wenn du nicht nur dumm rumstehst, sondern auch mal etwas machst?", sagte ich schadfreudig grinsend.